Lebenszeichen
Meine Streckenplanung ist nicht wirklich gelungen. Heute habe ich auf der Strecke viele schöne Orte gesehen:
Schleusen, Seen, Flüsse und Kanäle, Kleinstädte und Dörfer, Ruinen von volkseigenen Betriebsgebäuden mit Resten sozialistischer Arbeiterkunst… aber ich konnte nicht anhalten, um nicht noch später am Tagesziel anzukommen.
Etwas mehr Zeit und etwas weniger Distanz wären besser gewesen.
Nun, morgen wird es etwas kürzer als heute werden.
„Löschen Sie sich, wenn Sie sich des Erfolgs sicher sind“, heißt es in meinem Zimmer.
Dieser Aufforderung bin ich noch nicht nachgekommen, da ich wirklich nicht sicher bin, ob ich es schaffen würde.
Außerdem: Wer bringt das Motorrad dann wieder zurück nach Hause?
Auf meinem Spaziergang habe ich zwar nicht die Burg zu sehen bekommen, dafür aber die romanische Stadtkirche von Ziesar.
Das Kloster in Ziesar ist im Zuge der Reformation aufgelöst worden und die Klosterkirche St. Crucis wurde zur Stadtkirche.
Nicht gut zu fotografieren waren die Fledermäuse, die um den Turm der Kirche flogen.
Das Burg Hotel in Ziesar hat zum Glück ein eigenes Restaurant — nach der langen Fahrt heute habe ich jetzt richtig Hunger.
Das Hotelrestaurant ist rustikal eingerichtet und die Küche gehoben traditionell, ohne aber die eine oder andere auswärtige Spezialität zu ignorieren.
Für mich gibt es neben dem Bier einen mediterranen, veganen Vorspeisenteller:
Und vegetarische Steinpilzmaultaschen:
Mit meinem Zimmer bin ich auch zufrieden.
Und das Motorrad steht sicher im Hof.
Es war die längste Tagesstrecke auf der F 750 GS seit ich sie bekommen habe: 497,9 km in 9 Stunden und 10 Minuten
Nach dem Essen will ich noch eine Weile durch Ziesar spazieren und mir die Burg ansehen, wenn das um diese Zeit noch geht.
Die alte Cargolifter-Halle ist wirklich riesig.
Man hört hier draußen die spielenden Kinder in der Halle.
Dorf Saarow am Scharmützelsee, ein Stückchen südlich von Bad Saarow im Oder-Spree-Kreis: das hört sich nach ziemlich weit im Osten an.
Für mich ist dieser Zwischenstopp das östliche Ende meiner Tour, ab jetzt geht es wieder nach Westen.
Aber schön ist es auch hier!
Ein weiterer Navi-Crash: seit Minuten gibt es laufend neue, korrekte Ansagen in den Helm, aber das Display steckt irgendwo am Ortseingang fest…
Also alles einmal neu starten — Motorrad eingeschlossen!
Eigentlich ist das hier nur ein Routenplanungszwischenstopp, damit mich das Navi östlich Berlin vorbeiführt. Aber ich fand den Ortsnamen interessant und bin einfach ins Zentrum zum Marktplatz gefahren.
Ein schöner, großer Marktplatz eingefasst von gelb gestrichenen klassizistischen Gebäuden.
Ach ja, ich bin im Osten: natürlich ist der Marktplatz kopfsteingepflastert!
Schön ist es hier zwischen sanften Hügeln und kleinen Seen…
Ich hab genug davon:
Ab jetzt auf schnellen Straßen!
